Game of Thrones - Auf ein Wort

Gespeichert von mathias am So., 10.03.2013 - 18:44

Ok, es wird mehr als ein Wort werden. Aber George Martin hat an der Stelle ja auch nicht gespart, also brauche ich keinen falschen Geiz vorschützen.

Dieses Wochenende läuft ja die zweite Staffel von „Game of Thrones“. Das hat mich schonmal verwirrt, denn der zweite Band der Bücher-Serie heißt „A Clash of Kings“. Oder es müsste die zweite Staffel von „A Song of Ice and Fire“ genannt werden. Aber vermutlich bin ich einfach selber schuld. Denn zum einen habe ich die Bücher gelesen zum anderen auch noch auf englisch. Und da dreht sich mir langsam den Magen. Das fängt damit an, dass bislang fünf Bücher erschienen sind und die deutsche Kommerz-Landschaft eben mal schnell 10 daraus gemacht hat. Es geht damit weiter, dass mir die Übersetzung bereits nach ein paar Seiten aus einer Leseprobe einfach nur grotesk vorkam. Beispiel gefällig?
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  <li>„Jon Snow“ - Entweder übersetzt man alles, das wäre dann „Johann Schnee“ oder man lässt es bleiben, das versaut unsere Sprache dann auch nicht mehr. Aber „Jon Schnee“ finde ich lächerlich inkonsequent.</li>
  <li>„Mance Rayder“ wird mit „Manke Rayder“ übersetzt. Ich vermute mal, dass sich der Nachname auf das englische „Raider“ (Plünderer, Räuber) bezieht. Hier hat man den Vornamen übersetzt, ich wusste nur nicht, dass es „Manke“ als Namen überhaupt gibt.</li>
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Ok, das mit den Übersetzungsversuchen schlägt sich auch voll in den Filmen nieder. Die erste Staffel habe ich mir auf Blaustrahl-Scheibe geholt und nach kurzer zeit auf englische Sprache umgeschaltet, denn die Übersetzungsfehler (aus meiner Sicht) waren gehört noch viel bizarrer als gelesen. „Casterly Rock“ wird zu „Casterlystein“ - die drei Worte, die mir dazu einfallen. möchte ich weder im Original noch in der deutschen Übersetzung in meinem Blog niederschreiben. Wenn ich Casterly Rock höre, denke ich an einen felsigen Berg, auf dem eine ziemlich dicke Burg steht. Ich würde vielleicht „Bergfeste“, „Felskastell“ oder ähnlich anbieten, und das noch bevor ich alle möglichen Übersetzungen von „Castle“ und „Rock“ angeschaut habe. Ab dieser halbkonsequente Versuch rollt mir die Zehennägel hoch und davon gibt es dutzende weitere Beispiele.

So richtig bewusst wurde mir das aber erst jetzt, da ich zwei Abende lang versucht habe, die zweite Staffel der Verfilmung anzuschauen. Ich bin gescheitert. Und das lag nicht an den Schauspielern oder der filmischen Umsetzung der Bücher, sondern wieder nur an übersetzten Namen, die man lieber hätte lassen sollen, und einigen Dialogen, die auf englisch vermutlich mehr Sinn machen. Ich werde warten, bis die Glitzerscheibchen zur Serie auf ein vernünftiges Preisniveau gefallen sind und dann den O-Ton genießen, mit dem Bonus, dass die Stimmen einfach besser zu den Schauspielern passen. Ich schätze mal, dass die Alt-Stimme von z.B. Michelle Fairly (Caitlin Stark) in der Besetzung eine Rolle gespielt hat. Auch Rose Leslie (Ygritte) hört sich mit ihrer eigenen Stimme eher nach einem Wildling an, vor allem einer Wildlingsfrau, die vom Feuer geküsst wurde („Kissed by Fire“ - Entschuldigung). Die Synchronisation reicht hier leider nicht heran. Das gleiche gilt für Emilia Clarke (Daenerys Targaryen), Peter Dinklage (Tyrion Lannister) und noch einige andere.

Dabei ist die Verfilmung wirklich gut und vor allem auch die Besetzung der Rollen. In den meisten Fällen habe ich einen Schauspieler im Film gesehen und wusste sofort, welche Rolle er spielt. Ned Stark, Cercei Lannister, Jon Snow, Theon Greyjoy („Graufreud“ ist übrigens korrekt, nichtsdestotrotz eine Lachnummer), The Old Bear, Daenerys Targaryen, Khal Drogo, The Mountain und noch X andere passen so perfekt auf die Beschreibungen aus den Büchern, als wären den jeweiligen Schauspielern die Charaktere schon zuvor auf den Leib geschrieben worden. Dazu kommt noch, dass die Rollen auch wirklich gut dargestellt werden (Ich hasse Lena Headey, was bedeutet, dass einmal das Drehbuch zu geschrieben sein muss und dass sie die Rolle der Cercei Lannister auch sehr gut spielt - Das kann ich nur bewundern). Klar, die Verfilmung erforderte, dass sich einiges im Vergleich zum Buch ändert. Dass die einzelnen Kapitel jeweils aus der Sicht eines der Akteure betrachtet werden, lässt sich filmisch vermutlich nicht so gut umsetzen. Und natürlich fallen einige Szenen weg oder müssen anders dargestellt werden. Das das ist den Machern im großen und ganzen gut gelungen, wie ich finde.

Die Bücher liefern aber auch eine gute Vorlage. Die Welt von „A Song of Ice and Fire“ ist stimmig und sehr ausführlich beschrieben - manchmal auch zu ausführlich. Dennoch hilft diese Erzählweise, eine Vorstellung für die Akteure und ihre Umgebung zu entwickeln und die Geschichte damit recht plastisch darzustellen. Die eine oder andere Wendung sorgt dafür, dass sich das Ende eines Bandes nicht unbedingt im Vorfeld absehen lässt.

Was mir nicht so gefällt: Irgendwann beginnt Martin, getötete Charaktere wieder aufleben zu lassen und in Band vier (A Feast for Crows) und fünf (A Dance with Dragons) ändert er seine Art zu Erzählen, wodurch nur etwa die Hälfte der Akteure pro Buch betrachtet wird. Das ist eher verwirrend als hilfreich, da der fünfte Band so etwa zeitgleich mit dem vierten verläuft.

Ich wünsche mir, dass Martin irgendwann mal zum Ende kommt. Band sechs „The Winds of Winter“ war wohl mal als Abschluss der Serie genannt, mittlerweile scheint aber festzustehen, dass mit „A Dream of Spring“ noch ein weiterer Band folgen wird. Die Verflechtungen der Geschichte werden für mich immer schwieriger auseinander und im Kopf zu halten. Insofern würde ich gerne irgendwann erfahren, wessen Hintern denn letzten Endes auf den Eisernen Thron gelötet wird. Interessant wird auch sein, wer dann von den Personen aus dem ersten Band noch alles am Leben ist, besonders viele können es nicht sein.

<ins>Mein Fazit:</ins> Gebt keinen Euro für die deutschsprachigen Bücher aus, besorgt sie euch in englischer Sprache. Wenn Ihr euch eurer Englischkenntnisse nicht sicher genug seid, lehnt euch zurück und genießt die Filme. Zumindest hoffe ich, dass man sie ohne das Lesen der nicht Übersetzten Bücher genießen kann.